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UNIX-Lehrtext

9. Arbeiten mit dem Netzwerk


Das Netz wurde in dieser Einführung ja schon einige Male erwähnt: man kann sich darüber an einer entfernten Maschine einloggen etc.

Es gibt verschiedene Arten von Netzwerken. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Netzen basieren dabei weniger auf unterschiedlichen physikalischen Kabeln, sondern auf den verschiedenen Protokollen, die in diesen Netzen gesprochen werden. Einige bekannte Netze sind BITNET, DECNET und natürlich das Internet mit der TCP/IP-Protokollsuite. Es gibt eine Standard-Protokollfamilie, nämlich OSI; sie ist jedoch weltweit noch nicht besonders verbreitet. Derzeit ist TCP/IP am meisten verbreitet, was nicht zuletzt daran liegt, dass jedes moderne Unix eine TCP/IP-Implementation enthält. In den folgenden Kapiteln beschränken wir uns daher auf Anwendungen, die auf der TCP/IP-Protokollsuite aufbauen.

9.1 Domain-Namen

Netzwerk-Anwendungen verlangen, dass eine Maschine beim Namen genannt wird. Jede Maschine hat einen eindeutigen Namen, den sog. Domain-Namen. Diese Namen haben folgende Form:

	Machine.Subdomain1....Subdomainn.Top-Level-Domain
Er besteht aus dem eigentlichen Maschinennamen und diversen Subdomains, alles voneinander durch Punkte getrennt. Die letzte Domain in diesem Namen ist die Top-Level Domain. Jedem Land, das am Domainnamen-System teilnimmt, wird eine solche Top-Level-Domain zugewiesen, üblicherweise der ISO-2-Buchstaben-Ländercode. Zusätzlich gibt es sieben Top-Level-Domains, die eher organisatorische Gesichtspunkte berücksichtigen:

EDU
Institutionen aus Forschung und Lehre
COM
kommerzielle Institutionen
ORG
nicht-kommerzielle Organisationen
GOV
Regierungseinrichtungen; das können auch nationale Forschungslaboratorien sein
MIL
militärische Einrichtungen
NET
grössere Einrichtungen von Netzwerkbetreibern
ARPA
historisch; wird kaum verwendet
Einige der Ländercodes sind

AU - Australien
AT - Oesterreich
CH - Schweiz
DE - Deutschland
DK - Dänemark
FI - Finnland
FR - Frankreich
IL - Israel
IT - Italien
JP - Japan
KR - Südkorea
MX - Mexiko
NL - Niederlande
NO - Norwegen
SE - Schweden
UK - Grossbritannien
Die USA haben zwar den Ländercode US, er wird aber fast nicht verwendet, da sich die USA hauptsächlich der sieben organisatorischen Domains bedienen. Diese Domains werden aber auch von anderen Ländern genutzt.

Für lokale Netzwerke werden oft Aliasnamen definiert, damit beim Adressieren einer lokalen Maschine nicht immer der lange Domainname getippt werden muss. So könnte die Maschine

	Herz_aus_Gold.Magrathea.Universum
im lokalen Netz als Herz_aus_Gold angesprochen werden.

9.2 Login auf entfernten Maschinen

Die beiden Programme für entferntes Login, telnet und rlogin, wurden bereits im 2. Kapitel ab Seite 5 besprochen. Hier wollen wir daher nur auf die Hauptunterschiede zwischen den beiden eingehen.

9.3 Uebertragung von Dateien

Es gibt zwei Programme zur Dateiübertragung: rcp und ftp. Die Verwendung von rcp wird nicht empfohlen, da es ein ".rhosts"-File mit den entsprechenden Einträgen benötigt. Eine ftp-Sitzung des Benutzers arthur könnte so beginnen:

	ftp Herz_aus_Gold.Magrathea.Universum 
	Connected to Herz_aus_Gold.Magrathea.Universum
	220 Herz_aus_Gold FTP server (UNI OS 77.1) ready.
	Name (Herz_aus_Gold.Magrathea.Universum): arthur
	331 Password required for arthur
	Password: 
	230 User arthur logged in.
	ftp>
Der Name der Maschine, mit der Verbindung aufgenommen werden soll, wird als Argument zum ftp-Kommando gegeben. Anschliessend muss der Loginname auf dieser Maschine und das zugehörige Passwort angegeben werden. Danach erwartet ftp ftp-Kommandos. Ein "?" listet die möglichen Kommandos auf.

Einige wichtige davon sind

ls oder dir
Liste das Verzeichnis auf der entfernten Maschine.
cd <dirname>
Wechsle ins Verzeichnis dirname auf der entfernten Maschine.
lcd <dirname>
Wechsle ins Verzeichnis dirname auf der lokalen Maschine.
binary
übertrage die Dateien im Binärmodus. Dies ist bei längeren Dateien nützlich, da es schneller ist. Binärmodus sollte daher so oft wie möglich verwendet werden. Allerdings ist das nicht möglich, wenn mindestens eine der beiden Maschinen keine Unix-Maschine ist.
ascii
Schaltet den Uebertragungsmodus von binär wieder auf den voreingestellten Wert zurück.
hash
Druckt sog. hash-Zeichen (#) während des Dateitransfers, um die Geschwindigkeit des Transfers anzuzeigen. Die Menge der übertragenen Information, die einem hash-Zeichen entspricht, hängt vom ftp-Server ab.
get <fname>
Hole Datei fname von der entfernten an die lokale Maschine.
put <fname>
Lege die Datei fname der lokalen Maschine auf die entfernte Maschine.
mget <fileliste>
Hole alle Dateien in der fileliste von der entfernten auf die lokale Maschine.
mput <filelist>
Lege alle Dateien in der fileliste von der lokalen auf die entfernte Maschine.
prompt
Schalte den interaktiven Modus ein bzw. aus. Dies ist nützlich bei Verwendung von mget und mput, die sonst nämlich bei jeder einzelnen Datei, die sie übertragen sollen, eine Bestätigung verlangen.
quit
Schliesse die Verbindung und beende die ftp-Sitzung.
Binärzahlen und Fliesskommazahlen in maschineninterner Darstellung können zwischen Maschinen verschiedener Architektur (z.B. zwischen einer DECStation und einer SUN SPARCstation) nicht übertragen werden.

Manche Computerinstallationen am Netz stellen anonymen ftp zur Verfügung. An diesen Orten gibt es Archive, in denen freie Software abgelegt wird. Auf die Dateien dieser Archive kann man durch anonymen ftp zugreifen, ohne eine Benutzerkennung auf dieser Maschine zu haben. Dazu wird als Benutzername anonymous oder ftp angegeben, als Passwort die E-Mail-Adresse (!). NIEMALS hier das eigene Passwort angeben! Informationen über anonyme ftp-Server erhält man meistens aus den NetNews (siehe unten, Seite 45).

Bevor man allerdings Dateien von einem weit entfernten ftp-Server holt, sollte man sich in lokalen Archiven umsehen. Anonymer ftp gehört zu den Dingen, die ohnehin stark ausgelastete Netze noch weiter belasten. Auch das in NetNews viel erwähnte Programm archie, das Informationen über anonyme ftp-Server von archie-Servern holt, belastet das Netz. An vielen Orten wurden daher sehr gut ausgestattete, lokale Archive installiert, die Dateien wichtiger Archive jede Nacht transferieren. Auf solche Archive sollte man zuerst zugreifen. Siehe z.B. ftp sunsite.cnlab-switch.ch.

SWITCH

9.4 Elektronische Post

Das Netz ermöglicht das Versenden und Empfangen elektronischer Post (E-Mail). Es gibt eine Reihe von Programmen, die den Umgang mit E-Mail ermöglichen. Einfache Programme sind mail oder mailx, die mit beinahe jedem Unix-System ausgeliefert werden.

Im emacs steht rmail zur E-Mail-Bearbeitung zur Verfügung. Aber das Zentrum Informatikdienste empfiehlt in erster Linie das komfortable Mail-Programm pine.

Es gibt daneben einige generelle Dinge, die für die Benutzung von E-Mail nützlich zu wissen sind.

Zunächst einmal braucht man die Adresse der Person, der E-Mail geschickt werden soll. Nehmen wir im Moment an, dass diese Person Zugang zum Internet hat. Die E-Mail-Adresse hat dann folgende Form:

	name@domainname
Dabei ist name der Name der Mailbox, das ist so etwas wie ein Briefkasten für E-Mail. Auf Unix-Systemen wird dafür gewöhnlich der Loginname der Benutzerin verwendet. Einige Systeme erlauben es, den vollen Namen des Benutzers zu verwenden. Es gibt noch andere Mailboxen, z.B. Namen von Mailing-Listen, bei denen die E-Mail, die in dieser Mailbox ankommt, an eine Liste von anderen Mailboxen weiterverteilt wird.

domainname ist der Domainname, über den die Mailbox erreicht werden kann. Das muss nicht unbedingt der Name des Rechners sein, an dem der Empfänger meistens arbeitet. Deswegen muss einem dieser Domainname mitgeteilt werden. Manchmal ist der Domainname auch ein Aliasname, der von dem Ort definiert wird, zu dem Mail geschickt werden soll. Das geschieht häufig, um kürzere Mail-adressen zu erhalten, die man sich besser merken kann (siehe das cc: Feld im Mailkopf unten als Beispiel).

Ein typischer Mailkopf sieht etwa so aus (abgesehen von Modifikationen, die von Mailprogramm und lokaler Konfiguration abhängen):

	To: juser@foo.bar.edu
	cc: arthur@rzu.unizh.ch
	Bcc: volli
	Subject: Demonstration
	--------
	Hier folgt der eigentliche
	Text der Mail.

Dabei ist "To:" der Adressat, "cc:" sind Adressen, die eine Kopie der E-Mail erhalten sollen. Diese Adressen erscheinen im Kopf jeder E-Mail, die verschickt wird. Das "Bcc:" Feld (Blind carbon copy) enthält Adressen, die eine Kopie erhalten sollen, aber nicht in den Köpfen der verschickten Mails auftauchen. Meist wird das verwendet, um sich selbst eine Kopie der Mail zu schicken. Da im lokalen Netz üblicherweise kein Maschinenname in der Mail-Adresse erscheinen muss, genügt es, hier den eigenen Loginnamen einzusetzen. Im voreingestellten Mail-Kopf, den Ihr Mailprogramm automatisch erzeugt, wird vermutlich nur entweder "cc:" oder "Bcc:" auftauchen. Trotzdem können beide verwendet werden. Alle Adressfelder können mehrere Adressen enthalten. Die einzelnen Adressen werden durch ein Leerzeichen oder ein Komma voneinander getrennt.

Ist die E-Mail verschickt, so findet keine Benachrichtigung statt, ob die Mail korrekt angekommen ist. Die Tatsache, dass die eigene Kopie ankommt, bedeutet nicht, dass auch andere Empfänger die Mail erhalten haben. Allerdings wird man informiert, falls die Mail nicht ausgeliefert werden konnte. Erhält man innerhalb einiger Tage keine solche Misserfolgsmeldung, kann man ziemlich sicher sein, dass die E-Mail beim Empfänger angekommen ist, was aber nicht bedeutet, dass die Nachricht auch gelesen wurde.

Falls die Auslieferung fehlschlägt, erhält man die Mail mit einem Kommentar über die Ursache des Problems zurück. Einige häufige Gründe sind:

unknown user
Der angegebene Benutzername passte zu keiner Mailbox an dem Ort, wohin die Mail geschickt wurde. Möglicherweise haben Sie sich beim Mailboxnamen verschrieben.
unknown host
Der Domainname konnte nirgends gefunden werden.
host has been down for .....
Die Maschine, die die Mail für den angegebenen Domainnamen verwaltet, wurde zwar gefunden, reagiert aber derzeit nicht auf Mailtransfers (z.B. weil sie defekt ist).
Soll einer Person E-Mail geschickt werden, die keinen Zugang zum Internet hat, wohl aber zum BITNET, so verwende man einfach die BITNET-Adresse und hänge ein ".bitnet" hinten dran.

Einige Mail-Adressen enthalten %-Zeichen, z.B.

	Name%host1@host2.domain
Das bedeutet lediglich, dass die Mail durch ein Gateway (hier host2) laufen muss, und ist für den Sender der Mail unwichtig. So eine Adresse wird wie jede andere Internet-Adresse behandelt.

Mailadressen der folgenden Formen können hingegen sehr wohl Probleme bereiten:

	hostn! ... host2!host1!name
ist eine UUCP-Adresse. Die einfachste Umsetzung in eine Internet-Adresse ist

	name@host1.uucp
Falls das nicht funktioniert (ziemlich wahrscheinlich), geben Sie Ihrem Mail-Partner telefonisch Ihre eigene Adresse und lassen sich eine Mail schicken. Wenn Sie nun eine Antwort mit reply verschicken, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die richtige Adresse eingesetzt.

	host::name
ist eine DECnet-Adresse. Diese Adressen sind schwer in Internet-Adressen umzusetzen, falls es überhaupt möglich ist. Am besten lässt man sich eine andere Adresse von dieser Person geben! Beispiel für eine ETH-Maschine: mazzoni@ aeolus.vmsmail.ethz.ch

9.5 NetNews

Es gibt ein weltweites Informationssystem, das NetNews oder ganz einfach News genannt wird. Dieses System beinhaltet einige tausend thematisch geordnete Newsgruppen, deren Themen von rein technischen Computerangelegenheiten über politische Information bis hin zu Freizeittips und Witzen reichen. Wie viele Newsgruppen tatsächlich zur Verfügung stehen, hängt von der lokalen Installation ab.

Um News zu lesen, braucht man ein spezielles Programm, einen Newsreader. Das Zentrum Informatikdienste empfiehlt in erster Linie das Programm tin oder pine. Siehe auch

	man tin

9.6 Das lokale Netz

Das Netz ist nicht nur für Login an entfernte Maschinen oder E-Mail wichtig. Auch an Orten, die gar nicht an einem externen Netz angeschlossen sind, gibt es oft ein lokales Netz zwischen den eigenen Maschinen, um die Arbeit damit angenehmer für die Benutzer zu machen. Das wird vor allem über folgende Mechanismen erreicht:

NIS/YP und NFS wurden von SUN Microsystems entwickelt und von vielen anderen Herstellern lizensiert. Beide sind heutzutage Standard. PostScript ist eine Seitenbeschreibungssprache.

Ein lokales Netz muss nicht so aussehen wie gerade beschrieben. Allerdings werden Sie es ausgesprochen angenehm finden, wenn es das tut. Falls Ihr Netzwerk nicht so aussieht und Sie sich daran stören, sollten Sie sich vielleicht bei Ihrem Systemverwalter beschweren.

9.1 Domain-Namen
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9.6 Das lokale Netz

UNIX-Lehrtext - 23 SEP 94
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